In der Beobachtung deutschen Social Media Verhaltens sehe ich immer noch eine deutliche Vorsicht, Zurückhaltung, Angst bzw sogar Resistenz in der Nutzung der Tools mit privaten Daten, Bildern oder Statusmitteilungen.
Da ich in Social Media sowie Interkulturellen Themen unterwegs bin, kann ich mir Zusammenhänge wie folgt erklären:
1. Interkulturelle Sicht
In der theoretischen Basis für die Kulturbeschreibung für Deutschland erhält die deutsche Kultur recht hohe Werte für Unsicherheitsvermeidung.
Unter Unsicherheitsvermeidung ist die Rolle von Gesetz, gesellschaftlichen Regeln & Normen gemeint. In einer Kultur mit hohem Zahlenwert legt man Ausdruck auf Präzision, Einhaltung der Regeln, gesellschaftliche Richtlinien. Normalerweise sind in diesen Kulturen vergleichsweise mehr Gesetze/Verordnungen zu finden, auf Fehlverhalten wird hingewiesen.
Im beruflichen Leben bedeutet dies, dass ein Arbeitnehmer eher loyal zum Arbeitgeber ist und weniger oft den Job wechselt. Stabilität und der Wunsch nach wenig Neuem wird geäussert.
Dies erklärt mir die Zurückhaltung in Social Media. Viele sind unsicher im Verbleib und Nutzung der Daten, wer diese gegen sie nutzen könnte bzw wollen ihre Privatsphäre nicht gefährden. Ausserdem trennt man in der deutschen Kultur eher die private von der beruflichen Sphäre. In Social Media Diskussionen höre ich dieses Argument häufiger: Facebook nutze ich nur privat, das möchte ich nicht mit Beruflichem mischen.
2. Social Media Sicht
Einige der o.g. Argumente der Vorsicht können durch einfachste Einstellungen in den Social Netzwerken bereits ausgehebelt werden.
a) Z.B. lassen sich bei Facebook alle Kontakte in Listen einteilen, die wiederum eine genaue Definition von Profilzugriffen erlauben. Ich kann also genau einstellen, wer meine Urlaubsbilder und Statusmeldungen sehen darf, wer eher geschäftlicher Kontakt ist und eine Statusmitteilung erhalten soll etc.
b) Versuchen Sie Social Media als Plattformen für Austausch, Kommunikation und sogar Eigenwerbung zu verstehen. Halten Sie Inhalte persönlich, aber nicht zu privat. Stellen Sie sicher, dass Sie Dinge posten, die ggf auch ein potentieller neuer Arbeitgeber sehen könnte. Sie erstellen dadurch automatisch ein Bild von sich. Halten Sie es realistisch und offen und ich bin sicher, Sie werden die Vorteile schnell spüren.
Zu den Vorteilen eines aussagekräftigen Bildes und Profils schrieb die Social Media Academy in Palo Alto den folgenden Blog Post.
3. Wrap Up
Die Welt wächst zusammen. Persönlich sehe ich die Würze der Globalisierung gerade darin, über eigene Grenzen zu gehen und den Ansätzen neuer Ideen und anderer Kulturen offen zu gegegnen. Es gibt mir das Gefühl, flexibel zu bleiben.
Deutsche Vorsicht ist gut und hat auch ihre Vorteile, man muss nicht jeden Trend sofort mitmachen. Dennoch: Social Media ist kein Trend mehr, sondern Evolution einer Kommunikation. Wie Darwin schon sagte: wer sich schneller anpasst, hat die besseren Überlebenschancen. Es gilt, unsere Soft Skills weiter zu entwickeln.
Im globalen Vergleich liegt Deutschland in der Nutzung von Social Media Möglichkeiten sehr weit hinten. In den USA z.B. sind Vorteile eines Engagements im Netz bereits verstanden und umgesetzt. Wollen deutsche Unternehmen im internationalen Markt mithalten, sollten sie hier schnellstens aufschliessen durch eine intensivere Auseinandersetzung mit neuen Dingen und Menschen fremder Kulturen, deren Denkweisen.
Erinnern Sie sich an die Einführung von Internet und Email? Anfänglich zurückhaltende Nutzer sind mittlerweile überzeugt und können sich beides im Alltag nicht mehr wegdenken. Eben auch, weil erkannt wurde, dass man irgendwann den Anschluss verliert und die Kunden eher im Kontakt mit dem Mitbewerb stehen.
Also, liebe deutsche Mitbürger:
- Bitte machen Sie langsame Schritte in die Social Media Welt, ausserhalb Ihrer Komfortzone!
- Versuchen Sie nicht nur Risiken, sondern auch Chancen zu sehen!
- Machen Sie einen ersten Schritt und entscheiden Sie dann neu über einen zweiten oder dritten!
Starten Sie doch mit einem schicken Profilbild a la Kermit :-)